Gott hat den Menschen als freies Wesen geschaffen, ihm jedoch im Hinblick auf ein gutes Leben die 10 Gebote mit auf seinen Lebensweg gegeben.

Ein Mensch, der dem göttlichen Willen folgen will, wird versuchen, die Gebote zu beachten. Im Falle des Mißlingens seiner Bemühungen entsteht der Seele ein Schaden, der jedoch durch Reue, Vorsatz, Bekenntnis und Wiedergutmachung behoben werden kann.

Dagegen ist es dem Mensch unbenommen, anstelle des göttlichen Willens seinem eigenen Willen zu folgen. – In unserer Zeit kriminalisiert der Sünder aufgrund seines schlechten Gewissens sogar die Benennung der Sünde, indem er sie als Hassrede deklariert und sich damit zu rechtfertigen versucht.

„Am Ende werden nur 2 Gruppen von Menschen vor Gott stehen – jene die zu Gott sagen: ‚Dein Wille geschehe‘, und jene, zu denen Gott sagt: ‚Dein Wille geschehe‘. Alle, die in der Hölle sind, haben sie sich persönlich ausge­sucht“. …

C. S. Lewis

Todsünden

Wer sich absichtlich, das heißt mit Wissen und Willen zu etwas entscheidet, das dem göttlichen Gesetz und dem letzten Ziel des Menschen schwer widerspricht, begeht eine Todsünde. Diese zerstört in uns die göttliche Tugend der Liebe, ohne die es keine ewige Seligkeit geben kann. Falls sie nicht bereut wird, zieht sie den ewigen Tod nach sich. (siehe KKK, Nummer 1874).

Hauptsünden und Laster

Die Sünde schafft einen Hang zur Sünde; Wiederholung der gleichen bösen Tat erzeugt das Laster. Es kommt zu verkehrten Neigungen, die das Gewissen verdunkeln und das konkrete Urteil über Gut und Bös beeinträchtigen. (vgl. KKK, Nummer 1865).

Die Laster lassen sich mit den Hauptsünden in Verbindung bringen. Als Hauptsünden werden sie deshalb bezeichnet, weil sie weitere Sünden, weitere Laster erzeugen. Hauptsünden sind (vgl. KKK, Nummer 1866):

Stolz (Hochmut)

Stolz ist, wer sich selbst zu viel einbildet, Gott die schuldige Ehre verweigert und den Nächsten verachtet. (vgl. „Katholischer Katechismus“, Seite 321)

Habsucht (Geiz)

Geizig ist, wer sein Herz an Geld und materiellen Besitz hängt und gegen Bedürftige hartherzig ist. – Bedürftige sind entweder Personen die selbst materielle Not leiden, oder Einzelne und Organisationen, die zur Behebung geistiger und materieller Not im Dienste des Gemeinwohls materieller Mittel bedürfen. (vgl. „Katholischer Katechismus“, Seite 322)

Neid

Neidisch ist, wer über das Glück eines anderen Menschen traurig ist und sich über sein Unglück freut. (vgl. „Katholischer Katechismus“, Seite 324)

Zorn

Zorn ist ein Verlangen nach Rache. Falls der Zorn soweit geht, daß man den Mitmenschen absichtlich töten oder schwer verwunden möchte, ist er eine schwere Verfehlung gegen die Liebe und damit eine Todsünde. (vgl. KKK, Nummer 2302)

Unkeuschheit (Wollust)

Unkeuschheit ist ein ungeregelter Genuß der geschlechtlichen Lust oder ein ungeordnetes Verlangen nach ihr. Die Geschlechtslust ist dann ungeordnet, wenn sie um ihrer selbst willen angestrebt wird und dabei von ihrer inneren Hinordnung auf Weitergabe des Lebens und auf liebende Vereinigung losgelöst wird. (vgl. KKK, Nummer 2351) – Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist. (vgl. KKK, Nummer 2353). – Weitere Verstöße gegen die Keuschheit sind: Masturbation, Pornographie, Prostitution und Vergewaltigung (siehe KKK, Nummer 2352, 2354-2356).

Unmäßigkeit (Völlerei)

Unmäßig ist, wer im Übermaß ißt oder trinkt, sowie im medialen und materiellen Konsum das rechte Maß verloren hat. (vgl. „Katholischer Katechismus“, Seite 325)

Trägheit (Überdruß)

Träge ist, wer aus Widerwillen gegen Mühe und Arbeit seine Pflichten vernachlässigt. (vgl. „Katholischer Katechismus“, Seite 327) – Überdruß in geistlichen Dingen (acedia) oder geistige Trägheit kann so weit gehen, daß man die von Gott kommenden Freuden verschmäht und das göttliche Gut verabscheut. (vgl. KKK, Nummer 2094).

Kryptogame Häresie

Zum besseren Verständnis der mit dem Begriff Sünde verbundenen Zusammenhänge, sei der von Karl Rahner geprägten Begriff der „kryptogamen Häresie“ erwähnt:

Diese kryptogame Häresie ist dort gegeben, „wo man z. B. das Wort von der Hölle geflissentlich meidet, wo von den evangelischen Räten, von Gelübde und Ordensstand nicht mehr oder höchstens noch unsicher und betreten gesprochen wird, wenn es gar nicht mehr anders geht. Wie oft predigt der Prediger für Gebildete in unseren Landen seiner Zuhörerschaft noch von zeitlichen Sündenstrafen, vom Ablaß, von den Engeln, vom Fasten, vom Teufel (höchstens noch vom ,Dämonischen‘ im Menschen), vom Fegfeuer, vom Gebet für die armen Seelen und ähnlichen altmodischen Dingen?“ Am schlimmsten wirkt die Häresie in der Form der „Gleichgültigkeit“ sich aus. Wenn wir alle diese Beispiele auf uns wirken lassen, so ersteht vor unserem Auge haargenau das Bild unserer gegenwärtigen Situation.

siehe „Athanasius und die Kirche unserer Zeit“, Seite 64